GewerkschaftZurück zur Autorität: OGBL kritisiert neoliberale Bildungspolitik

Gewerkschaft / Zurück zur Autorität: OGBL kritisiert neoliberale Bildungspolitik
In Luxemburgs Schulen herrsche keine Autorität mehr, sagt der OGBL Foto: dpa/Philipp von Ditfurth

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Die neoliberale Bildungspolitik der Regierung unterminiere die öffentlichen Schulen Luxemburgs, sagt das Syndikat Bildung und Wissenschaft des OGBL. Autorität, Strenge und Konsequenz spielten keine Rolle mehr. Das sei eine Gefahr für die Gesellschaft.

Dem luxemburgischen Bildungswesen fehlt es an klassischen Tugenden. So sieht es zumindest das Syndikat Bildung und Wissenschaft des OGBL. „Forderung, Exzellenz, Lust auf Anstrengung, gute Arbeit, Strenge, Konsequenz – all diese Konzepte (und Werte) passen nicht mehr zum Bild der öffentlichen Grundschule oder der öffentlichen Gymnasien in Luxemburg“, schreiben die Gewerkschafter in einer jüngst veröffentlichten Pressemitteilung.

Die neoliberale Bildungspolitik der vergangenen Jahre habe die öffentlichen Schulen Luxemburgs unterminiert, so der OGBL. Seit der Bildungsreform 2009 seien die einstigen Autoritätsfiguren der Lehrer („instituteurs“) zu sogenannten „Beamten des öffentlichen Dienstes im Rahmen des Unterrichts“ („agents de la fonction publique dans le cadre de l’enseignement“) umgewandelt worden. Diese Management-Sichtweise habe Lehrer zu einfachen Ausführenden degradiert. Das gesamte Bildungssystem sei laut OGBL von einer neoliberalen Logik durchzogen, Bildung werde als Produkt behandelt, das sich „an die Wünsche und Vorstellungen der Verbraucher anpassen“ müsse. „Es werden sehr viele parallele und redundante Konzepte entwickelt und Verbesserungsvorschläge am laufenden Band in die Schulen gebracht, ohne auf ihre mögliche Umsetzung zu achten“, schreiben die Gewerkschafter. Weil außerdem die Beteiligung der Eltern in vielen schulischen Bereichen mittlerweile rechtlich verankert sei, würde die Expertise der Lehrkräfte abgewertet und ihr Gestaltungsspielraum eingeschränkt – während ihnen dennoch die volle Verantwortung für ihre Schüler und Schülerinnen überlassen werde. Die Lehrer seien zu einer „Quadratur des Kreises“ gezwungen. Für den OGBL ein möglicher Grund für die Burnout-Welle unter Lehrkräften.

Der Tod der öffentlichen Schule

Die Bildungspolitik der Regierung führe sowohl zu einer Aushöhlung der Autorität der Schulen als auch innerhalb der Schule. In Anlehnung an Reformen im französischen Bildungssystem müsse man Luxemburger Schüler und Schülerinnen wieder mehr fordern, so das Syndikat. „Die auferlegte Permissivität (anstelle von Anforderungen) stellt ein Risiko für unsere Gesellschaft dar und beginnt sich auch auf die Polizei und die Justiz auszuwirken“, analysiert der OGBL. Und weiter: „Die Ablehnung von Autorität in der Schule ist keineswegs ein demokratischer Fortschritt, sondern vielmehr der Weg in den Autoritarismus.“

Das Syndikat Bildung und Wissenschaft kritisiert im luxemburgischen Bildungswesen aktuell außerdem die Tendenz, das Zusammenleben über die Wissensvermittlung zu stellen. Gleichzeitig verlange man von den Schulen, ihre Effizienz und die Leistungen der Schüler und Schülerinnen zu steigern, was zudem den Druck auf die Lehrkräfte erhöhe. Der Koalitionsvertrag der neuen Regierung verschweige, so der OGBL, die wahren Herausforderungen im Bildungssystem. Für die Zukunft zeichnet die Gewerkschaft ein düsteres Bild: „Werden wir in Luxemburg auf die Ergebnisse der nächsten Studie warten, um das Lernen wieder in den Mittelpunkt der Schule zu stellen? Oder werden diese Ergebnisse endlich den programmierten Tod der öffentlichen Schule einläuten, die dann aus obskuren Effizienzgründen, hinter denen sich die Monetarisierung der Bildung nach angelsächsischem Vorbild nur schlecht verbergen kann, abgebaut und privatisiert werden soll?“

carlocoin
10. Januar 2024 - 21.52

Den OGBL huet gewiesen datt et och aanescht geet. Kukt emol wéi schéin et beim OPE war matt eisen zwee Romain'n!

JJ
10. Januar 2024 - 14.42

Wir haben jeden Druck und jede Regel von den Kindern genommen. Respekt und Anstand müssen erlernt werden und hängen sehr von gutem Elternhaus ab. Das darf man heute schon nicht mehr sagen.In einer Zeit wo Winnetou und Tintin verboten sind,wo Kinder mit dem SUV bis vor die Schulbank gekarrt werden,wo keine Noten und keine Zensuren mehr verteilt werden wegen "Druck und Stress",wo dagegen vor Flatscreens verblödet wird,darf man sich über nichts mehr wundern.